Montag, 02.12.2019
Während der Nachtfahrt lassen wir den Autopiloten aus und steuern von Hand. Wir haben etwas mehr Welle und fahren einen Halbwindkurs. Das Steuern im Dunkeln will gelernt sein. Als Orientierung hat man nur den Kompasskurs. Das Anluven und Abfallen, wenn die Welle kommt muss man im Gefühl haben. Nach einer Weile klappt es ganz gut. Wir wechseln uns alle halbe Stunde am Ruder ab. Die Zeit während der Wache vergeht jedenfalls schneller, als wenn der Autopilot das Steuern übernimmt. Es wird immer später hell, je mehr wir uns dem Äquator nähern. Die Sonne geht erst um 0800 auf. Der neue Tag beginnt. Wir widmen uns weiter dem Koppeln unserers Kurses und versuchen immer noch (leidlich gut) mit dem Sechstanten die Sonne einzufangen und den Winkel zu messen. Außerdem steht Müllkomprimierung an. Die leeren Dosen werden zwischen zwei zusammengebundenen Brettern mit dem Fuß so klein wie möglich zerquetscht. Wir werfen nur biologische Abfälle und Papier über Bord. Der Rest wird vorne im Ankerkasten verstaut. Aber wenn die Sachen mit Füllung auf dem Boot Platz hatten, müssen sie ja auch leer ihr Plätzchen finden. Am Nachmittag beisst etwas Großes an unserer Angel an. Wir schaffen es jedoch nicht schnell genug, Fahrt aus dem Boot zu nehmen. Der Widerstand wird zu groß, die Schnur reißt. Schade! Gegen späten Nachmittag ziehen Wolken auf, die See wird unruhiger, die Wellen höher. Thomas beruhigt uns „nicht so schlimm“. Kurz vor Beginn der Dunkelheit reffen wir das Großsegel ins 1. Reff. Das Boot liegt sofort ruhiger, wir machen aber immer noch zwisschen 8 und 9 Knoten Fahrt. Der Wind nimmt weiter zu. Bei 35 Knoten Wind setzen wir dann für das Abendessen das 2. Reff im Groß und verkleinern die Genua. Tanja hat zwischenzeitlich unten im Schiff bei der ganzen Schaukellei in aller Seelenruhe ein leckeres Chilli con Cane gekocht. Gegen Umkippen hat sie zwischen Spüle und Kühlschrank einen Spanngurt aufgehängt, an den sie sich beim Kochen anlehnen kann. Für Weltumsegler ist das Alttag.
Die Nacht wird rauh. Wir haben Boen bis 40 Knoten. Die Wellen treffen von steuerbord achtern auf das Boot und heben es hoch. Sebastian und Stefan haben die erste Nachtwache von 2300 bis 0300. Sie steuern von Hand und halten wacker durch. Um 0300 starten wir dann den Motor im Leerlauf, damit der Autopilot genügend Strom hat und schalten ihn ein. Unten in den Kojen fühlt man sich wie auf der Kirmes in einer Achterbahn, die im Dunkeln fährt. Es ist schwierig eine geeignete Schlafposition zu finden. Im Schiff knarzt und rumpelt es. Irgendwann siegt aber dann die Müdigkeit. Als Sebastian von der Nachtwache zurück in die Steuerbord achtern Kabine kommt, bittet ihn der glutenfreie Thomas, doch mal kurz die Luke auf zu machen, um etwas frische Luft herein zu lassen. Just in dem Moment kommt die einzige Welle, die in der Nacht über das Boot schlägt. Die beiden bekommen eine herrliche Dusche aus warmen Meerwasser. Soll man Außenluken bei hohem Seegang öffnen? NEIN. Die Nacht neigt sich dem Ende entgegen. Wir fahren in den Dienstag Morgen.
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