Adrienne, 23. 11. 2022
23° 09“ N 020° 24“ W
Ihr alle kennt ja den Sketch von Loriot: „Was machst Du da?“ „Ich sitze hier!“ So hatte ich mir die Atlantiküberquerung vorgestellt! Aber von wegen!
Abgesehen von den Schlafpausen, die meist recht kurz sind und die, je nach Wache, zu jeder erdenklichen Tages- oder Nachtzeit stattfinden, ist man ständig irgendwie beschäftigt.
Wir fahren einen reinen Vorwindkurs, meist mit Groß, Genua und einem Solentsegel (Zwischenstagsegel), welches direkt am 2. Vorstag hochgezogen wird. Die Genua ist ausgebaumt und das Groß wird mit Bullenstander gesegelt. Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, dass jede Änderung an den Segeln eine nicht unerhebliche Aktion auslöst. Bei drei bis vier Meter hohen Wellen und 35 Knoten Wind auch nicht gänzlich stressfrei.
Aber Tanja und Thomas beherrschen das Schiff perfekt und arbeiten sehr harmonisch zusammen, so dass das Schiff sehr schnell wieder optimal getrimmt ist.
Nachts fahren wir unter einer sehr zuverlässig arbeitenden Selbststeuerungsanlage, die auf einen 165 Grad True-Wind Windeinfall eingestellt ist.- Auf diese Weise können die Nachtschichten dann zum Sternegucken und Philosophieren genutzt werden. Der Nachthimmel ist umwerfend.
Um uns rum ist bislang ständig was los. Sei es, dass ein vorfahrtsberechtigter Segler auf sein Recht besteht, obwohl er lediglich kurz hätte ein wenig abfallen müssen, sei es, dass uns Delphine begleiten, sei es, dass in der Nacht in zwei, drei Meilen Entfernung ein Schiff seine Position hält, auf dem AIS aber nicht zu sehen ist. Faszinierend auch das lumineszierende Heckwasser. Fliegenden Fischen und zwei Seeschwalben sind wir auch schon begegnet.
Die Stimmung an Bord ist nach wie vor klasse, dabei hilft natürlich auch, dass Thomas und Tanja uns in der Rally in eine hervorragende Position gesegelt haben.
Außerdem gibt es das tägliche Briefing. Positionsbestimmung auf der Seekarte, Analyse der uns vorliegenden Wetterdaten und die daraus abzuleitende Segeltaktik, Koppeln der eigenen Position etc Weil wir dabei sehr aufmerksame Schüler sind, gibt es kurz danach das leckere warme Abendessen.
Also nix mit rumsitzen! Anstelle dessen, in netter und anregender Atmosphäre von den Erfahrungen von Thomas und Tanja lernen.
Leider können wir Mitreisenden nicht mehr über den YB Tracker kommunizieren, er reagiert nicht mehr auf unsere Handys.
Im Notfall müsste also die Email Adresse der Adrienne genutzt werden.
Liebe Grüße von der Adrienne!
Neueste Kommentare