27. und 28.11.2021
Windspitzen bis 45 ktn, Wellen 4-5 m, stampfendes Boot und tiefschwarze Nacht. Alles Zutaten, die nicht für einen entspannten Schlaf sprechen. Unter Deck in der Koje hört man jedes Geräusch. Wenn die Wachmannschaft sich an Deck bewegt, ein Manöver gefahren wird, die Schoten bis fast zum Zerreißen gespannt werden, (ist ein ganz eigenes Geräusch) und das Boot selbst alle möglichen Geräusche von sich gibt. Und überall meint man Wasser zu hören. Sehen kann man es manchmal, wenn du aus deiner Luke in der Koje schaust, dann siehst du auf derselben Seite den Mond. So rollt und schaukelt das Boot durch die Nacht.
Wir fahren das Groß im dritten Reff und haben als Genua nur ein kleines Segeltuch gesetzt. Trotzdem rauschen wir mit fast 10 Knoten dahin. Du sitzt da im Cockpit, der Halbmond scheint auf dich herab und die Sterne strahlen vom Firmament. Das alles bei gefühlten 24 Grad in der Nacht. Und wenn du dann nach hinten aus dem Boot blickst, steht sie vor dir und rollt unaufhaltsam auf dich zu. Eine schwarze Wand aus Wasser – bedrohlich und faszinierend zugleich. Zuerst blickst du ca. 3 Meter nach oben, dann bewegt sich plötzlich das Heck Richtung Himmel und genau so steil wie es auf der einen Seite nach oben gegangen ist, bewegt sich das Bootsheck in ein schäumendes Wellental. Und bist du unten, fährst du wie in einem Aufzug bereits wieder nach oben. Und zu allem Überfluss kommen die Wellen nicht immer aus derselben Richtung. Also rollst du mit deinem Boot auch noch in diverse achterliche Richtungen. Das könnte keiner mehr von uns steuern. Daher arbeitet der Autopilot wie verrückt, aber präzise. Da steht das Boot fast quer zur Welle, die Scheuerleiste ist tief unter Wasser, die Wellen schauen in diverse Bullaugen und trotzdem stellt sich das Boot immer wieder auf und startet in die nächste Aktion.
In der Koje selbst sind die beiden Matratzen durch Leesegel getrennt. Das hilft bei Lage auf deiner Seite zu bleiben. Wenn du etwas mehr Kilo auf die Waage bringst, hilft diese Trennung deinem Kojengenossen nur bedingt. Warum geht er auch nicht auf Wache?
Schlafen kann man in so einer Situation nicht. Dein Körper schafft oft gar nicht rechtzeitig den Richtungswechsel deiner Matratze und du knallst schon wieder mit irgendeinem Körperteil gegen die Begrenzung deiner Koje. Da überlegst du dir auch, ob es wirklich schon notwendig ist, aufs Klo zu müssen. (Ursache einiger blauer Flecken)
Heute gab es eine Überraschung von Thomas und Tanja. Es gab ein ausgezeichnetes und reichhaltiges Frühstück. Die erste Kerze am Adventkranz wurde angezündet und der Christstollen schmeckte wunderbar. Der Wind hat zwar etwas nachgelassen, bläst aber immer noch recht ordentlich mit rund 30 Knoten. Mal sehen, was der heutige Wetterbericht an Überraschungen für uns bringt!
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